Was bedeutet Inflation im Kontext des Vermögensaufbaus?
Wichtig für Anleger und Sparer ist zu wissen, dass Inflation das Preisniveau nachhaltig anhebt. Es spielt dabei eine Rolle ob das gemessene Preisniveau sich nur aus wenigen ausgewählten Waren zusammensetzt oder wir auf den gesamten Markt blicken, der auch die Börse mit einschließt. Die offiziellen Inflationszahlen, die von der Zentralbank herausgegeben werden, beziehen sich auf einen ausgewählten Warenkorb. Diese Zahlen haben eine andere Signalwirkung für Anleger als beispielsweise die Heraushabe von kurz-laufenden Staatsanleihen (wie es für die BRD erstmalig während der Corona-Pandemie der Fall war). Im ersten Fall darf man mit steigenden Zinsen rechnen, im zweiten Fall (der medial weniger Aufmerksamkeit bekommt) nimmt der Staat Kredite auf und die Zinsen sind üblicherweise niedrig. Im ersten Fall brechen meist ganze Branchen - durch Vertrauensverlust in ihre Werte - am Aktienmarkt ein, im zweiten Fall wird billiges Geld in die Märkte geschwemmt, da Kredite günstiger sind als sonst - es kommt zu einer Blasenbildung. Man spricht bei den Szenarien gerne von Konsumentenpreisinflation (consumer price inflation) und Vermögenspreisinflation (asset price inflation).
Wenn das Geld immer weniger Wert wird
Da das Geld bzw. die Währung, mit der wir täglich bezahlen, konstant abwertet, ist es ratsam mindestens den jährlichen Verlust von 2-3% durch konservative Sparpläne zu minimieren. Das bewährte(?) Sparbuch ist nicht mehr Leistungsfähig genug, Banken geben in der Regel kaum genug Zinsen um die Inflation wirklich aus zu performen. Neben ETF-Sparplänen mit breiter Streuung sind ab und an auch Neo-Broker interessant. Ohne Namen zu nennen, geben diese gerne mal 3-5% Verzinsung an ihre Kunden für die bloße Einzahlung von Geld auf das Brokerkonto. Der Vorteil ist, dass sich hier nebenbei auch schnell ETFs und Aktien handeln lassen. Sobald die von der Zentralbank ermittelten Zahlen durch die Presse gehen - und hoch ausfallen - werden mit Sicherheit einige ETFs wie auch Aktien und Kryptowährungen in Folge einbrechen, sofern der Markt das nicht bereits schon antizipiert hatte. Allenfalls Gold und einige Rohstoffe sind in dieser Situation oft nicht betroffen. Am Aktienmarkt herrscht jetzt Angst, dass sich einige Firmen nicht in ihrem Marktsegment halten können, durch eine Verkaufsspirale brechen zahlreiche Werte ein. Das selbe galt bislang für Bitcoin und Ethereum, hier geht es aber mehr darum, dass Anleger ähnlich reagieren wie auf den Aktienmarkt, ohne dass es eine sachliche Erklärung geben würde. Bei Gold sehen wir diesen Trend nicht: Gold wächst konstant über Jahrzehnte hinweg und gleicht den Verlust der Kaufkraft der Zentralbank-Währungen ungefähr aus. Viele Immobilien bieten ähnlichen Inflationsschutz, haben aber auch hohe Opportunitätskosten. Die Aktien, die jetzt gut performen, sind jene Branchen, die von der jeweiligen Krise profitieren. So profitierten Gas, Öl und andere Rohstoff-Aktien z.b. vom Beginn des Ukrainekriegs, Amazon und die bekannten Impfstoffhersteller profitierten von den Lockdowns bzw. der Corona-Pandemie an sich. Um hier Gewinne mitnehmen zu können, ist es ratsam den Markt einige Zeit vorher beobachtet zu haben und einzelne Wertsteigerungen zu antizipieren. Vorsicht: alle eben genannten Werte sind nach den Krisen wieder gefallen. Der Inflation begegnet man also besser in Zeiten mit wenig Inflation. Gegebenenfalls sind Krisen eine Chance zu verkaufen und einige Zeit mit Giralgeld auf dem Konto zu warten.
Solange das Geld billig ist
Zinsen sind der Preis des Geldes, daher ist Geld billig, wenn die Zinsen niedrig sind. An günstiges Geld kommt man einfacher heran, der Konsum steigt, Verkäufer nehmen in Folge höhere Preise. Vor allem aber Vermögenswerte steigen schneller als der gewöhnliche Preis für den alltäglichen Konsum. Das gilt für den Immobilienmarkt genauso wie für den Wertpapierhandel und für Kryptowährungen. Der Goldpreis verhält sich auch hier stoisch, die meisten Leute kaufen nicht vermehrt Gold, wenn sie lieber Konsumieren wollen. Übrigens, auch der Kauf eines Hauses ist für den Käufer meist keine Investition sondern ein Konsumgut. Der Verkäufer hingegen nimmt das Geld und investiert es mit höherer Wahrscheinlichkeit in Anlagen. Wir sahen diesen Prozess sehr gut während der Corona-Pandemie: die Zinsen waren niedrig, der Bund gab kurze Anleihen raus, einige Menschen kamen dadurch zu Geld, fuhren allerdings weniger in den Urlaub, legten das Geld also an oder kauften Güter, die sie sonst nicht gekauft hätten. Die Vermögenspreise stiegen im Jahr 2021 auf ein neues Hoch. Das billige Geld wirkte sich aber bereits auch auf die Konsumentenpreise aus: Energie und Lebensmittel zogen Ende 2021 bereits stark an, was oft übersehen wird, wenn man auf die Preisentwicklungen in 2022 schaut, die vom Ukrainekrieg getrieben wurden. Was ist also zu tun? Spätestens sobald Staaten in eine unerwartete Überschuldung gehen und Kredite benötigen, die dann durch Anleihe-Emissionen abgesichert werden, sollte man sich vor einer Blase in Acht nehmen. Es zahlt sich aber aus, erst auf dem Höhepunkt zu verkaufen. Gefährdete Anlageklassen in diesem Szenario sind alle hochspekulativen Werte, die niemand im Ausnahmezustand braucht. Dazu gehören allen voran Techwerte. Auch hier gilt: sobald die Blase deutlich wird, raus aus allen kurz- und mittelfristigen Anlagen!